Schulbauten agieren in der Regel – ebenso wie Bauten der Gemeinde und Kirchen – durch ihre Konfiguration, Größe und Präsenz ordnend und im Ortsbild identitätsstiftend. Auf Grund der zentralen Lage und der sensiblen ortbaulichen Situation erfolgt die Gebäudesetzung der neuen Volksschule aufgegliedert in zwei Volumina, dadurch wird eine bauliche Großform vermieden. Die Ausbildung dieser zwei Baukörper mit variierenden Geschosszahlen und eigenständigen Dachformen reagiert auf die dörfliche Morphologie und nimmt deren Maßstab und Körnung auf.
Das Gesamtareal des Planungsperimeters ist eingerahmt von bestehenden Gebäuden unterschiedlicher Größen, Typologien und Nutzungen. Das Konzept sieht eine durchgängige fußläufige Bespielung dieses Areals vor, das geringe Verkehrsaufkommen des Individualverkehrs kann in der Begegnungszone gut integriert werden. Der Schulbaukörper bezieht durch das deutliche Abrücken nach Norden das ehemalige Gericht in einem neuen, wohlproportionierten Freiraum mit ein. An diesem Gerichtsplatz erzeugt die Volksschule Übersicht und Ordnung im Ensemble an der heterogenen Rückseite des Hotels Taube. Dieser neue und präzise definierte Platz ist zugleich der Pausenbereich der Volksschule, liegt am Schnittpunkt der fußläufigen Wege und bildet über den Haupteingang der Schule den Auftakt der inneren Wegeführung.
Durch den Versatz der beiden westlichen Gebäudefronten wird der gegenüberliegende bestehende Pausenhof der Ski-Mittelschule exakt umrissen und es entsteht ein weiterer klarer Außenbereich, der Jakob-Stemer-Platz. Diese feinfühlige Setzung, die wohl proportionierten Gebäudefronten, die klar definierte Freiflächenzuordnung mit der Schaffung von zwei eigenständigen Plätzen generiert eine dauerhafte Verortung und hochwertige Adressbildung der neuen Volksschule im dörflichen Gefüge.
Der Eingang über den Gerichtsplatz bildet das prägnante Entrée und markiert den Übergang vom öffentlichen Freibereich zum Gebäudeinneren. Diese innere Organisation der neuen Volksschule beginnt im Erdgeschoss über eine übersichtlich angelegte Foyerzone, die als Verbindung zu den Räumen des Kreativbereichs mit der Nachmittagsbetreuung dient. Hier finden Schulveranstaltungen und Treffen statt, im Foyer können auch Ausstellungen dauerhaft verbleiben. Gleichzeitig erzeugen Durchblicke durch das Gebäude bis ins Freie und Einblicke in die Kreativräume eine luftige und freundliche Atmosphäre. Im nördlichen Gebäudeteil bildet der Fuß des Leseturms die Verbindung zum Foyer und setzt sich vertikal im Obergeschoss in der Bibliothek fort. Das zentrale Lesehaus, durch die geschossübergreifende Ausbildung der Bibliothek geschaffen, stärkt zusammen mit seiner charakteristischen Ausbildung des Innenraums die Bedeutung des Lesens als grundlegende Bildungskompetenz.
Wettbewerb
Projektteam: Karoline Knauer, Nikolaus Schallert, Bernhard Wüst
Leistungen: Entwurf